Portrait über Nick Vujicic, Motivations-Redner und inspirierendes Vorbild
Als ich die Aufgabe hatte, ein Portrait über einen „Promi“ zu schreiben, musste ich nicht lange überlegen. Nick Vujicic stand sofort auf dem Plan. Denn, wann immer es um Prominente im Sinne eines persönlichen Vorbilds geht, muss ich an diesen Mann denken. Vor Jahren hörte ich das erste Mal von ihm und mir war sofort klar: Wenn ich im Leben so etwas wie ein Vorbild habe, dann ist es sicher keine „Berühmtheit“ wie Dieter Bohlen & Co. Sondern ein Mensch, der mich mit seiner Persönlichkeit und seiner Lebensleistung beeindruckt. Jemand wie Nick Vujicic.
„Wenn ich das kann, dann könnt ihr das erst recht!“
Nick Vujicic, in den USA lebender Australier serbischer Abstammung, akzeptiert keine Grenzen. Er führt uns an unsere eigenen und zeigt uns wie wir sie ausloten und überschreiten können. Eine bewegende Biografie, die beweist: kämpfen lohnt sich.
Eine Familie wie aus dem Bilderbuch: Die beiden Jungs, Kiyoshi (3), Dejan (5 Monate), Mama Kanae Miyahara, exotische Schönheit mit mexikanisch-japanischen Wurzeln, und Nicholas James Vujicic, der gut aussehende, glücklich strahlende, stolze Vater.
Leben ohne Limits
Nick, so sein „Nickname“, lebt in Kalifornien und hat scheinbar alles, was man zum Glück braucht. Doch es gibt etwas, was uns selbstverständlich erscheint, ihm jedoch augenscheinlich fehlt: Arme und Beine. Was ihn körperlich beschreibt, sind tatsächlich nur Kopf und Rumpf… mit einem kleinen Auswuchs als Fuß mit 2 Zehen am linken Oberschenkelstumpf.
Doch Nick strahlt so ansteckend von innen heraus, dass man das so offensichtliche Fehlen sämtlicher Gliedmaßen erst auf den zweiten Blick bemerkt. Wo andere an ihrem Schicksal verzweifeln würden, fasziniert und beschämt Nick uns „Gesunde“ durch seine geradezu magisch anziehende Lebensfreude. Nick, der „Behinderte“ hält Vorträge zu Behinderung, Hoffnung, christlichem Glauben. Der Charismatiker überzeugt eine wachsende Fangemeinde als Motivationsredner, als Coach, als Ratgeber – als inspirierendes Vorbild.
Die erschütternde Diagnose
Nicks Großeltern waren mit seinen Eltern aus Serbien nach Australien ausgewandert. 1982 wird Nick in Melbourne geboren. Er hat zwei jüngere Geschwister, Michelle und Aron. Seine Mutter, eine Krankenschwester, und sein Vater, Büroangestellter, IT-Spezialist und christlicher Prediger sind überglücklich als sie ihr erstes Kind erwarten. Umso größer ist der Schock bei seiner Geburt. Die erschütternde Diagnose: „Tetra-Amelie-Syndrom“, eine seltene Fehlbildung, das Fehlen der Arme und Beine.
Der Vater muss sich bei seinem Anblick übergeben, die Mutter braucht vier Monate bis sie ihr Kind in die Arme nehmen kann. Nach dem ersten Impuls, das Kind zur Adoption freizugeben, überwinden die Eltern den schweren Schock. Sie fördern das ansonsten körperlich und geistig gesunde Kind nach ihren Möglichkeiten. Anfangs besucht Nick nach australischem Gesetz eine Schule für Behinderte. Nach einer Änderung der Gesetzgebung darf er in die integrierende Regelschule wechseln. Dort wird er gehänselt, leidet unter Depressionen und denkt mit 8 Jahren das erste Mal an Selbstmord. Ein Versuch, sich in der Badewanne im Alter von 10 Jahren das Leben zu nehmen, scheitert. Die Depressionen und existentielle Zukunftsängste bleiben. Dennoch schafft er es auf die Highschool in Brisbane und absolviert dort Studien in Finanzplanung und Rechnungswesen. Seine Manuskripte tippt er selbst. Mit seinem Fußstummel – in atemberaubender Geschwindigkeit.
Dickschädel ohne Arme und Beine
Lange empfindet Nick seine Behinderung als Fluch. Doch ein Schlüsselerlebnis zeigt ihm, dass er das Zeug dazu hat, anderen Menschen zu helfen und ihnen Mut zu machen. Auf der Bühne seiner Schule berichtet er sehr persönlich von seinem Leben und seinem Schicksal, bewegt seine Zuhörer und öffnet ihnen die Augen. Mit 17 startet er eine „Non Profit“-Organisation „Life without Limbs“ (Leben ohne Gliedmaßen), die Basis für seine berufliche Tätigkeit als Motivator. Nick ist ein Dickschädel. Den beweist er bereits als Kind, als er sich Stück für Stück mit dem Kopf an der Wand hochzieht, um sich aufrecht durchs Leben zu bewegen. Er perfektioniert eine Drehbewegung, bei der er sich quasi im Sprung um die eigene Achse drehen kann. Dieses sportliche Highlight präsentiert der begeisterte Wassersportler später auf einem Surfbrett und landet damit als Surf-Anfänger direkt auf der Titelseite einer Surfer-Zeitschrift.
Humor in allen Lebenslagen
Nick Vujicic ist auch ein Spaßvogel. Von Kindern auf den Grund seiner Behinderung angesprochen, beugt er sich verschwörerisch zu ihnen und flüstert „Zigaretten!“ Er schockt auch seinen Betreuer, denn bei seinem ersten Ritt auf einem Surfbrett fällt er ins Wasser und ist… weg. Was sein Begleiter nicht weiß: Da sein übersichtlicher Muskelapparat nur wenig Sauerstoff braucht, kann Nick minutenlang unter Wasser bleiben. So taucht der – dank seines Fußstummels – geübte Schwimmer mit einem frechen Grinsen aus dem Wasser wieder auf. Im Alltag wendet er seine „um die eigene Achse-Drehung“ sehr gerne auf dem Beifahrersitz an, um vorbei fahrenden Autofahrern einen gehörigen Schrecken einzujagen.
Der christliche Charismatiker
Nick findet zum christlichen Glauben, der ihm Halt gibt und ihn seine Behinderung als Herausforderung und als Chance sehen lässt. Er begeistert eine wachsende Zuhörerschaft damit, wie er sein Schicksal meistert. Medienberichte und das Internet machen ihn weltweit bekannt. Bei einem seiner Vorträge lernt er 2008 Kanae Miyahara kennen. Für beide ist es Liebe auf den ersten Blick. Ihre Unterstützung während einer akuten beruflichen und persönlichen Krise beweisen ihm, dass sie die Richtige ist. Auch für Kanae ist Nick „the perfect match“. So heiraten die beiden 2012. Zwei gesunde Kinder machen das Familienglück perfekt. Seine Erfahrungen gibt Nick nicht nur in Interviews preis, er hat auch zahlreiche Bücher geschrieben, wie „Mein Leben ohne Limits“, „Freihändig“, „Personaltrainer für ein unverschämt gutes Leben“ oder „Wenn kein Wunder passiert, sei selbst eins!“
Er berichtet wie er mit seiner Behinderung im Alltag umgeht, wie er verschiedene Sportarten ausübt – Schwimmen, Surfen, Golf – und überzeugt seine Fangemeinde mit Glaubenssätzen wie: „Wenn ich das kann, dann könnt Ihr das erst recht!“
Nick Vujicic nimmt sein Leben in die Hand, die er nicht hat. Er verkörpert eine Lebenseinstellung, die uns alle angeht: „Life isn´t about having, it´s about being“. Er lebt uns charismatisch vor, dass es nicht ums Haben, sondern ums Sein geht – egal wie widrig die Umstände auch sein mögen. „Egal wie deine Situation aussieht, so lange du atmest, ist noch nichts verloren.“
© Text: Hans-Christian Sanladerer
Die Bilder zum Text können aus urheberrechtlichen Gründen nicht gezeigt werden.
Daher hier nur die Bildunterschriften:
Bildunterschrift 1: All American Couple: Nick und Kanae Miyahara Vujicic in ihrer kalifornischen Wahlheimat.
BU 2: Akzeptiert keine Grenzen: Ob auf dem Skateboard oder auf dem Surfbrett – der Sportler Nick Vujicic geniesst sein „Leben ohne Limits“
BU 3: Sein Lachen ist herzlich und steckt an
BU 4: Faszinierte Zuhörer in Fussballstadien und Veranstaltungshallen rund um die Welt
BU 5: Hochzeit mit Kanae Miyahara 2012
BU 6: Die glückliche junge Familie Vujicic 2015, kurz vor der Geburt des heute 5 Monate alten jüngsten Sohnes