Die Cannabis-Agentur: Kiffen auf Rezept
Medizinische Drogen-Hilfe unter staatlicher Kontrolle: Cannabis vom Arzt. Segen oder Fluch der längst überfälligen Legalisierung weicher Drogen. Sollen sich Schmerzpatienten zusaufen oder doch lieber kiffen dürfen? Der Bundesgesundheitsminister will Betroffenen den straffreien Konsum ermöglichen.
Kritiker der staatlich organisierten Legalität weicher Drogen warnen vor der Entkriminalisierung des Konsums und dem sicheren Weg in die Drogenhölle. Zu holländischen oder gar brasilianischen Verhältnissen. Sodom und Gomorrha! Sie bemühen Bilder von kiffenden Schulkindern, die dann spätestens in der dritten Klasse an der Nadel hängen? Das Horror-Szenario der Liberalisierung von Cannabis, besser bekannt als Haschisch, Marihuana, Hanf oder Gras. Alles Quatsch und höchste Zeit für ein Umdenken, das allerdings Aufklärung erfordert!
Ein Kommentar von Hans-Christian Sanladerer
Jeder Volljährige darf sich hierzulande volllaufen lassen bis der Arzt kommt. Stichwort „Koma-Saufen“. Legal und straffrei. So lange er keinen Erstklässler überfährt. Morgens um 7 nach der nächtlichen Kneipentour.
Sollte er… ups… doch jemanden übersehen. Kein Problem: Meist gibt es milde Strafen. Denn Fahren unter Alkohol-Einfluss macht quasi schuldunfähig. Kiffen dagegen: Cannabis? Finger weg. Das ist der Teufel in Drogengestalt, wie jedes Kind schon von klein auf lernt. In Deutschland. Nicht so in Holland. Dort ist „Gras“ legal zu bekommen. In den sogenannten Coffee-Shops. Entspannt einen Espresso schlürfen und noch entspannter einen Joint genießen. Auch hier bei uns. Ganz legal. Das wär´s! Oder?
Was viele nicht wissen und die Politik nun endlich erkannt hat: Das „gefährliche Suchtmittel“ ist auch Medizin. In manchen Fällen sogar die einzige, die hilft. Wer zu den Betroffenen gehört, hat ein Anrecht auf die hilfreiche Droge: durch zahlreiche Studien belegt, lindert Hanf bei Multipler Sklerose die spastischen Lähmungserscheinungen und erhöht damit die Bewegungsfähigkeit. Es minimiert chronische Schmerzen, bekämpft Übelkeit und Appetitlosigkeit bei Krebs-Patienten. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe von der CDU, die eine mögliche Legalisierung bisher am schärfsten bekämpft hat, weiß das. Der mutige Medizin-Mann will endlich die strengen Auflagen für die Verordnung von Cannabis auf Rezept lockern und so Patienten den Zugang erleichtern. Organisiert und überwacht durch die neu gegründete staatliche „Cannabis-Agentur“ mit Sitz in Bonn. Beim Institut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Der Anbau soll unter landwirtschaftlichen Betrieben ausgeschrieben werden. Unter ständiger Kontrolle der „Staats-Dealer“. Ein längst überfälliger Vorstoß in Richtung Legalisierung des Kiffens, für das in Deutschland bislang noch niemand ins Gras beißen musste. Alkohol fordert dagegen jährlich ca. 74.000 Tote in Deutschland.
Was genau ist Cannabis eigentlich? Es gehört zur botanischen Gattung der Hanf-Gewächse mit psychoaktiven Wirkstoffen. Der stärkste davon: THC oder Tetrahydrocannabinol. Obwohl es auch männliche und Zwitter-Formen der Drogenpflanze gibt, enthält nur die weibliche Form genügend Stoff, um einen Rausch bzw. die volle Dröhnung zu erzeugen. Ein Schelm, wem sich hier Parallelen zu schönen Frauen und davon berauschten Männern aufdrängen. Natürlich hat das Suchtmittel auch Nachteile. Dauerkiffen kann die Gehirnentwicklung beeinträchtigen. Aber das schafft der legale, regelmäßige Vollrausch schon viel früher und nachhaltiger! Außerdem reden wir hier über Patienten, denen sonst nichts hilft. Da spielt die eine oder andere potentielle Nebenwirkung eine Nebenrolle.
Der 50-Jährige Augsburger Robert Strauss hatte als Tumorpatient zwar eine medizinische Genehmigung, um mit Cannabis seine starken Schmerzen zu lindern. Die Polizei beschlagnahmte dennoch seine illegalen Drogen. Er musste wieder auf für ihn unverträgliche Medikamente zurückgreifen und verstarb. Eine quälende Vorstellung, dass er bei legaler medizinischer Anwendung der schmerzstillenden Droge noch leben könnte.
Fast 700 Patienten in Deutschland haben in den vergangenen Jahren eine Genehmigung für Cannabis zur Linderung Ihrer Schmerzen beantragt. Nur etwa jedem zweiten wurde diese erteilt. Die Cannabis-Agentur wäre ein wichtiger Schritt, um möglichst allen zu helfen.
Wie so oft gilt: „Die Dosis macht das Gift“. Hier greift die staatliche und die medizinische Überwachung ein. Und das macht Sinn. Vielleicht ist dies ein erster, aber bedeutender Schritt in Richtung Legalisierung weicher Drogen, wie von den Grünen schon lange gefordert. Immerhin beweist Holland, dass mit der Legalisierung von Cannabis die Drogensterblichkeit gesunken und insgesamt deutlich geringer ist als in Deutschland, Österreich oder Schweden. Hunderttausende drogenneugieriger Holländer wurden durch die Entkriminalisierung vom gefährlichen Schwarzmarkt fern gehalten.
Irgendwie wirken unsere holländischen Nachbarn in vielerlei Hinsicht auch um einiges fröhlicher und entspannter als wir. Cannabis als Medizin für alle? Kiffen statt Koma-Saufen! Wir Deutschen könnten etwas „Entkrampfung“ jedenfalls gut vertragen.
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Daher hier nur die Bildunterschriften:
Bildunterschrift 1: Eine Handvoll „Gras“ – gefährliche Drogen sehen anders aus
BU 2: Der Joint: Rettender Rauch mit heilenden Kräften
BU 3: Aufschlussreiche Statistik: Koma-Saufen killt. Tote durch Koma-Kiffen? Fehlanzeige.